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Saturday, January 19, 2008

Wahrheitsbeweis

Die Erinnerung ist nicht gleich die Wahrheit. Das, was ich aus den tiefsten Ecken meiner Erinnerung hervorrufe--das ist nicht die Wahrheit, nur deren Schatten. So war es nicht--aber doch geschah es genauso, weil ich es so sage--meine Vergangenheit ist keine Glaubenssache, es gab sie und gibt sie wirklich, und nur ich und wenige, verstreute andere stehen als deren Zeugen da.

Es war eine gute Kindheit, die ich hatte. Natürlich kenne ich keine andere, natürlich ist mein Blickwinkel von den Tatsachen, soweit sie auch der Wahrheit entsprechen, verdunkelt. Ich könnte euch erzählen, wie es war. Und ich könnte erzählen, wie es gewesen wäre.

Ein junges Wesen wie ich damals war versteht nicht die Welt (als ob die älteren sie besser verstehen?). Für mich--wie schwierig es ist, das alles so schön auszudrucken!--bestand Krieg daraus, sich mit aus Plastik gemachten mit Luft gefüllten Baseballschläger gegenseitig zu verprügeln, am Besten wie Ritter verkleidet. Dies Überbleibsel meiner Erinnerung ist mir heute noch sehr deutlich, was ich in meiner Naivität wirklich geglaubt hatte. So war es.

Als ich kleiner war, konnte ich ausschlafen. Um mittag noch im Bett zu liegen, das war das Schönste, was es nur an Wochenenden geben konnte. Ich würde mir etwas träumen, ich habe mir Geschichten im Kopf ausgedacht, die ich nun mir selbst vorspielen würde. Es waren wie Bücher für mich--und Bücher habe ich auch haufenweise gelesen, mal einen Roman am Tag. Der Held oder--öfters, so wie ich Mädchen war--die Heldin musste jemanden retten, ein Problem lösen, etwas finden. Eine Geschichte würde mir einige Tage ausreichen, Nahrung für meine Fantasie. Meine Welt bestand aus Fantasie, mir war nicht klar, wo die eine anfing und die andere auslief. Hinter den Augenlidern waren immer Geschichten. So war es.

Als ich älter wurde, vergingen mir die Geschichten, oder ich habe sie vergessen, oder ich habe sie verpackt und per Post in die Ferne geschickt. Ich sehnte mich, aber wonach? Ich wollte alles und jeden und immer und überall. Entdecken wollte ich, erleben wollte ich. Warum wollte? Will ich also nicht mehr? Ich bin noch nicht gefangen, ich bin weggelaufen oder ich bin hin gelaufen. Hinter mir versuchte ich die Kindheit zu lassen, wie ich Kisten meiner Sachen hinterlassen habe, ob man es einfach so machen könnte. Ich interessierte mich für die Realität, zumal nicht meine Realität. Mein Problem wurde die Welt, meine Grenzen wurde das Meer, und ich wollte Berge sehen. Keiner hat mich wirklich einfangen können, aber kleine Ecken habe ich überall hinterlassen. Nicht ganz hängengeblieben bin ich, keine Spinne hat mich in ihr Netz einfangen können, und das was ich will erobert das was ich bin und das was ich mache. Vorsicht mit mir--du kennst mich nicht, du glaubst mich nur zu kennen. Ich lasse es nicht zu, dass man mich kennt. So ist es. Oder doch nicht?

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