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Tuesday, August 07, 2007

Oi vey....

...es ist ja August. Ich hätte nicht gedacht, dass die Zeit so schnell vergehen würde.

Ich hätte auch nicht gedacht, dass es hier in August so viel regnet. Die ganze Zeit in Deutschland hatte ich mich darauf gefreut, endlich wieder einen richtigen Sommer zu haben mit 30 Grad und Sonnenschein. Natürlich bin ich angekommen und was macht es? Es regnet. Dafür sind die Stürme sehr spektakulär und es macht Spaß, ihnen zuzugucken. Grundsätzlich sind alle Fenster im Haus auf--hier gibt es keine Mücken, zum Glück--weil unser Haus eher einem Kühlschrank ähneln soll. Oder sowas in der Art.

Am Wochenende sind wir mit den Pferden weggefahren. Pferde, wie mich einer daran erinnerte, sind ziemlich viel Aufwand. Damit haben wir Tage verbracht, alle mögliche Teilchen aus dem Truck auszuräumen, uns zu überlegen, wofür sie überhaupt existieren, und sie nach einem nur einer Person bekannten Plan wieder hineinzustellen. Praktischerweise haben wir relativ viele Sachen ins Haus gebracht und sie dort natürlich vergessen.

Irgendwie schafften wir es, Pferd, Zelte, Essen, Kleidung, und alle mögliche Pferdezubehör einzupacken und loszufahren. Wir mussten noch zwei weitere Pferde abholen, die uns ausgeliehen wurden, und zwei von denen waschen. Ich weiß es nicht, ob ihr mal versucht habt, ein Pferd zu waschen---wenn's gut geht, ist es einfach. Meistens aber hat das Pferd kein Bock darauf und verbringt die ganze Zeit mit dem Versuch, wegzulaufen. Man steht in der Mitte, das Pferd kreist herum, und man zielt darauf mit dem Schlauch. Wenn mann's schafft, Seife aufzumachen, muss man sie wieder wegbekommen. Wie es auf der Shampoo-Gebrauchsanweisung: Lather, Rinse, Repeat.

Geschafft. Das dritte Pferd mussten wir extra abholen, und in der Einfahrt zum Stall bin ich von einem der fünf Hunden gebissen worden. Die Hunde sind australische Schäferhunde, manche sehr schön, andere mit einer Farbe, die wie eine Hautkrankheit aussieht. Es war der kleinste Hund, der mich biss und mein Jeans riss. Wir haben alles aufgebaut, unsere zwei Zelte und die Befestigungsplätze für die drei Pferde. Wir sind fast die einzigen, die zelten: fast alle sind mit riesigem Campingwagon und Anhänger (so groß wie ein LKW) angekommen, der wie ein kleines Haus ist. Manche haben sogar Mikrowelle, Dusche, und Fernsehen.

Wenn man irgendwo hinreiten möchte, muss man zwei Stunden vorher aufstehen und den Pferde ihr Futter geben. Das heißt, dass wir um halb 6 schon auf den Beinen waren. Es gibt fast nichts schlimmeres, als früh morgens im Zelt aufzustehen und sich anziehen zu müssen (schlimmer noch ist früh morgens im Zelt aufzustehen und einen nassen Tauchanzug anziehen zu müssen). So ungefähr wie sich mit einem nassen Lappen zu waschen während man vom Schlaf verwirrt durch die Gegend torkelt und über Gegenstände stolpert.

Wir sind am Samstag fast 8 Stunden geritten, mit 45 Min. Mittagspause und zweimal zehn Minuten Pause. Im Wettbewerb geht es darum, innerhalb von einer bestimmten Zeit (nicht mehr als ein Viertel Stunde vorher oder naher) anzukommen, die Strecke im Tempo geschafft zu haben, und dabei irgendwelche ,,Obstacles" zu überwinden. Man würde nicht glauben, wie viele Pferde höllische Angst vor Plastiktüten oder Ähnlichem haben, was die Sache etwas schwieriger macht. Samstag Mittag, kurz vor der Pause, fing es an zu gießen. Ich natürlich wollte meine Regenjacke nicht anziehen (,,es wird gleich mal aufhören...") und bin völlig nass geworden. Zu der Zeit sollte ich auch so n Obstacle machen, worauf mein vom Regen verärgertes Pferd überhaupt keine Lust hatte und Widerstand geleistet hat, indem es einfach seitwärts gegangen ist. Natürlich hatte es den ganzen Abend nur gegossen, und wir verkrochen uns ins Zelt um 21h zum Schlafengehen.

Sonntag sollten wir auch nur 5 Stunden reiten, dafür aber wollten wir schon um 6:15 starten. Das heißt, dass wir um 4:15 wieder wach waren. Der Ritt war auch wirklich toll und wir sind viel zu früh angekommen obwohl wir richtig langsam gegangen sind. DIe Pferde haben ihre Sache ziemlich gut gemacht, wobei das Pferd von meiner Mutter einmal unerwartet gesprungen ist.

Insgesamt ist unsere deutsche Austauschschülerin 1. in beiden Kategorien (einmal Reiter, einmal Pferd) weil sie die einzige Jugendliche ist; sie hätte auch einen guten Platz bekommen, auch wenn sie mit den Erwachsenern geritten wäre. Meine Mutter ist 5. geworden, und ich 6. und 4. Insgesamt sind wir fast 65km geritten--und wir waren die Kurzstreckler. Die anderen machen fast 80km. Durchschnittsalter ist wahrscheinlich 45 oder 50, und es sind einige mit 65 geritten. Das ist ja keine langweilige Rente....

Die Amerikaner sind sehr verschieden und unterscheiden sich sehr von den Deutschen. Ich finde, dass fremde Amerikaner viel offener sind als Deutsche. Es ist alles per du, fast immer. Es wurde viele Witze gemacht, viel gelacht, viel erzählt. Viele Leute haben uns gefragt, ob wir Hilfe bräuchten, ob wir Fragen hätten, ob sie uns was geben könnten. Leuten werden grundsätzlich zugewunken, auch wenn du die nicht kennst. Die Fahrradfahrer, die für uns auf dem Trail anhalten mussten, waren alle freundlich, haben alle ein bisschen mit uns geredet und uns einen schönen Tag gewünscht. Es kann manchmal übertrieben werden, aber die offensichtliche Freundlichkeit ist mir erfrischend.

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