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Thursday, September 27, 2007
Mondtanz
Heute habe ich das Fahrrad genommen und bin gefahren. Das Fahrrad habe ich von einem Mann Namens Frank, für den ich arbeitete. Als ich 16 und hemmungslos war, habe ich als Pferdedressurin gejobbt. Frank hatte fünf Pferde, um die er sich nicht sonderlich kümmerte, die ich zureiten sollte und die je sonderbare und gefährliche Macken hatten. Irgendwann habe ich aufgegeben. Er hat mich bezahlt und mir ein Fahrrad geschenkt, das ich meinem Bruder geschenkt hatte, als er aufs College ging.
Also nahm ich das Fahrrad das ich, wie viele andere Sachen in meinem Leben, von meinem Bruder geerbt habe, dessen Gänge erst neulich wieder funktionieren (dank meinem Vater) und dessen Sitz erst neulich nicht mehr nach vorne klappt, sobald man drauf sitzt (auch dank meine, Vater). Ich musste raus, raus aus meinem Zimmer und meinem Haus, wo das Fernseher immer läuft und keiner guckt zu, weg von meinem Schreibtisch, von den Hausaufgaben und den von mir selbst beauftragten Aufgaben. Der Mond schien mir ins Fenster hinein und hat mich raus auf die Terrasse gelockt. Ich war auf seltsamer Weise vom Mond gefangen, im großen, weißen Auge segelte ich wie auf dem Meer aus dem Haus, in den Sonnenuntergang hinein.
Die Häuser hier sind wie in jedem deutschen Dorf, nur aus Holz, ordentlich in Straßen gereiht, die nach ehemaligen Präsidenten genannt sind. Polk, Madison, Tyler. Es ist gepflegt alles, und nagelneu--oder erscheint zumindest so. Die Wege sind allesamt gepflastert, die Rasen sind gemäht und sehen wie Golfplätze aus, stilvoll mit Blumen am Rande geschmückt. Mitten in der Siedlung, die Stadt heißt, befindet sich eine große Grünfläche, die eigentlich jetzt endlich braun ist, auf der kleine Pfaden und Wege wie Narben laufen. Ich fuhr auf den Mond zu, mit der sehr kleinen, kindlichen Hoffnung, da hoch fliegen zu können. Auf beiden Seiten rastete das braune Grass, Weizen oder was ähnliches, an mir vorbei, oder ich an ihm. Meine kleine Freiheit, mein Flug auf den Mond endete in einem Wohngebiet, wo die Leute ihre schöne Autos vorm Haus parken, und wo mich die Rasensprenger regelmäßig erwischen. Heute aber nicht. Man hört sie, bevor sie anfangen. Manchmal kann man einfach nicht schnell genug rennen, oder es ist abends und man eh' nichts sehen kann und dadurch erwischt wird.
Die ganze Gegend ist von einer merkwürdigen Stille gefangen, es bewegt sich nichts außer einer leichten Brise, die mich wie ein Liebhaber streichelt. Der Wind ist warm und duftet nach Erde, Laub und dem verbliebenen Sommer. Hier fehlen die Kinder, die im Sommer noch auf den Straßen gespielt hätten, oder der morgendliche Betrieb von Hobbyjoggern und Schulkindern, die sonst immer auf dieser Strecke sind. Wo auch immer sie alle sind, sie haben mir die leise Stadt und meine Gedanken überlassen....
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