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Thursday, December 27, 2007

Wir schaffen das schon



Ach was. Ihr habt euch also wieder verlaufen? Wie schafft man das eigentlich, zum vierten Mal sich im Wald zu verirren? Die Straße geht doch nur geradeaus, abbiegen muss man nur zweimal, einmal hinter der alten Mühle, einmal nach dem alten Baum. Ist es solange her, seitdem ihr hier gewesen seid?

Ist ja auch egal, ihr seid endlich da. Nein, Mutter kommt heute nicht, sie schafft es nicht, runter zu kommen. Du weißt ja, wie es ihr geht. Sie glaubt, es würde ihr gut gehen, sie hört nicht zu wie ich es ihr sage, dass sie im Bett bleiben muss. Heute bleibt sie also im Bett, wie ich sagte.

Macht's euch bequem. Soll ich nen Tee kochen, oder nen Kaffee? Kaffee? Es fällt mir jetzt ein, ich hab nur Schwarzentee und Kindertee, keinen Kaffee. Ist auch gesunder so. Ich mach das Abendbrot. Etwas Schinken und Käse habe ich noch, einige Essgurken lassen sich auch auftreiben. Nein, bleibt doch ruhig sitzen, ihr seid doch zu Gast. Ich mach's schon. Ich habe gesagt ich mache es, lass mich doch.

Nein, von Sabine habe ich nichts gehört, die lässt sich seit Monaten nicht mehr hier blicken, seitdem.... nunja, sie hat viel zu tun. Unsere Tochter ist sie schon, perfekt ist sie nicht. Du brauchst sie ja nicht zu verteidigen, sie ist zu nichts fähig, das sieht doch jeder. Wie sie mit dem Jürgen herumtreibt, da habe ich gleich gesagt, hier läuft was schief.

Wie es mir geht? Es geht, mehr nichts. Jeden Tag fällt mir das Aufstehen schwerer und ich hab ja Mutter, um die ich mich kümmere. Nimmt ja so viel Zeit in Anspruch, ich habe kaum etwas für mich übrig. Es geht so, ich brauce doch keine Hilfe! Schließlich will ich nicht hier weg. Wir haben doch 40 Jahren in diesem Haus gewohnt, es würde eure Mutter umbringen, wenn wir in die Stadt ziehen sollten.

Wir kommen schon zurecht. Ihr macht euch unnötigerweise Sorge, wir haben immer alleine aufm Land gewohnt, wieso soll es jetzt anders sein? Hier hat man seine Ruhe. Hier sitzt man auf der alten Bankt und träumt von den alten Zeiten. Hier sind so viele Erinnerungen hängengeblieben. Kennt ihr noch den Baum, von dem die kleine Martina mal gestürzt ist? So sehr hat sie den Baum geliebt, den Schaukel, so sehr hat sie noch nie in ihrem Leben geheult. So viele Wände, so viele Menschen verstörten mich. Nein, du brauchst nicht jemanden zu schicken. Wir schaffen das schon, esst doch eure Brote wie gute Kinder und lasst einem alten Mann seine Ruhe. Man hat's schließlich verdient.

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