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Saturday, February 16, 2008

Der Alptraum




Als sie aufwachte, lag sie nicht in ihrem Bett. Dunkel war es, aber ihr war nicht kalt. Sie lag unter einer Decke, die ihr fürsorglich bis zum Kinn hochgezogen war. Ihr Herz fing zunehmend an zu pochen, als ob ihr jemand ihr Herz ergreifte, langsam drückt. Die Decke konnte sie gerade noch erkennen, ohne sich zu bewegen--könnte sie sich überhaupt bewegen?--und auch die Stelle, wo die Wand um die Ecke bog und aus ihrer Sicht verschwand. Ein Fenster müsste es in der Wand hinter ihrem Kopf geben, denn das kleine Bisschen Licht, das leise ins Zimmer fiel, war schwach und bildete einen scharfen Winkel. Es dauerte einige Minute, die wie Diebe langsam vor sich hin schlichen, bis sie sich ihres Orts sicher war: sie befand sich im Keller, in einem Keller, in einem fremden Keller. Sie erkannte nichts. Wie kam sie hierher? Sie konnte sich an nichts, überhaupt nichts erinnern. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass sie nicht mal wusste, wie sie hieß, nichts.

Völlig bewegungslos lag sie da, kaum atmend obwohl ihr Herz rastete. Vorsichtig probierte sie es, einen einzigen Finger zu bewegen und stellte fest, dass zumindest die kleinsten Glieder noch funktionsfähig waren. Immer noch fast starr probiert sie demnächst eine ganze Hand zu bewegen, danach einen Fuß-nichts fehlte ihr, stellte sie mit Beruhigung fest. Die Angst ebbte etwas, ließ die eisige Hand vom Herz etwas lockern. Sie hätte sich vom Fleck rühren können, tat sie aber nicht. Sie lag wie gelahmt, ohne körperliche Schwäche aber trotzdem unfähig, sich aufrecht zu kriegen--wieder stieg ihr die Angst zum Hals, drohte, auch noch das kleine bisschen Luft, ihr die kleinsten Atemzüge auch noch zu klauen. Hinter ihr, hinter der Wand, die hinter ihrem Rücken war, ohne dass sie sich hätte umdrehen können, war ein immer lauter werdendes Geräusch zu hören, ein Schleifen. Etwas wurde gezerrt, über den Boden geschliffen. Das Pochen ihres Herzens donnerte wie eine Trommel, überwältigte alles, trieb jegliche Gedanken aus dem Kopf, ließ sie stumm und starr und reglos. Irgendwo knallte eine Tür. Hinter ihr bewegte sich etwas. Sie war sich sicher, dass dort nicht mehr eine Wand war, dass jemand sie von hinten ansah, auf sie zu kam--sie könnte sich aber nicht umdrehen, sich nicht wehren!

Der plötzliche Handgriff ließ sie aufschreien, jemand packte sie am Arm, rüttelte sie. Sie erwachte und fiel ihrem Vater in die Arme, der sich hinter ihr aufs Bett gesetzt hatte und sie wach gerüttelt hatte. ,,Es ist alles gut, Spätzchen," sagte er. ,,Es war nur ein Alptraum."




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